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Die Revolution von 1956, Imre Nagy, das 1956-Institut: Fakten vs. Sensation

Die liberalen Medien flippen aus über Imre Nagy und 1956.

Es war ein arbeitsreiches Wochenende für diejenigen, die sich zu viele Sorgen machen um die akademische und Forschungsfreiheit Ungarns.  Auf eine etwas magische Weise hatten Shaun Walker von The Guardian und Federigo Argentieri von der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera genau die gleiche Idee: Sie wollten die Gelegenheit der Neueinweihung der Imre Nagy-Statue in Budapest nutzen, um eine Geschichte darüber zu schreiben, wie Ministerpräsident Orbán die Freiheit in Ungarn „kontrolliert.“

Unglücklicherweise würde ihre Berichterstattung im Bereich Sensation zwar hoch punkten, sie quält sich jedoch, was die Fakten betrifft.

„Die Ungarn erinnern sich an Imre Nagy, den Helden von 1956, während Orban fester zugreifen will“, lautet Walkers Schlagzeile in The Guardian. Dann gibt er uns dieses kleine Juwel:

„Nagy, ein kommunistischer Reformer, wollte eine weniger harte Version des Kommunismus verwirklichen, aber 1956 schickte  Moskau Panzer, um den Aufstand zu zerschlagen.“

Walkers revisionistische Version der Revolution von 1956 deutet darauf hin, dass es um Nagy und seine Reformen ging. Darum ging es nicht.

Wir erinnern uns an Nagy als Märtyrer der Revolution, und Premierminister Orbán hat sich auf explizite Weise über den ultimativen Preis geäußert, den Nagy im Dienst an Ungarn gezahlt hat. Aber die wahren Helden von 1956 waren jene Alltagsmenschen, die in ihrem Kampf für die Freiheit enormen Mut zeigten und auf die Straßen von Budapest gingen, um sowjetische Panzer davon abzuhalten, die Revolution zu unterdrücken. Tausende von ihnen mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen. Obwohl sie die Panzer und die Flugzeuge der Roten Armee nicht besiegen konnten, erschütterten sie das kommunistische Regime und ebneten den Weg für die politische Wende von 1989.

Am Sonntag wurde die Statue von Imre Nagy an ihrem neuen Standort, nur wenige Schritte nördlich vom Ungarischen Parlament, eingeweiht. Aber das allein reicht der internationalen Presse nicht aus, und so haben sie die „verschärfte Kontrolle“ von Premierminister Orbán auf die Freiheit in Ungarn, einschließlich der Erforschung unserer Geschichte, konstruiert. Der aufmerksame Leser möchte vielleicht wissen, was wirklich passiert ist.

Am Samstag kündigte das Veritas Institut für Geschichtsforschung und Archiv, ein historisches Forschungsinstitut, das mit der Erforschung der Ereignisse der letzten 150 Jahre beauftragt ist, und welches Corriere della Sera in einem Anfall von grundloser Übertreibung die Regierungsversion des Marxistischen Leninistischen Instituts nennt, an, dass es die Aufsicht über das „1956-Institut“ übernehmen wird. Doch Corriere della Sera konnte nicht einmal den Namen richtig hinbekommen, und nannte es die Imre Nagy Stiftung – eine kleine Forschungsorganisation, die derzeit zur Széchényi-Nationalbibliothek gehört.

Ja, interessanter kann es gar nicht mehr werden. Es ist eine kleine administrative Änderung, um die Forschung effizienter zu gestalten, indem verwandte Bereiche in dieselbe Struktur integriert werden.

Aber nicht für The Guardian. Der Autor macht eine Reihe von unbegründeten Behauptungen, wirft Ministerpräsident Orbán vor, „versucht zu haben, die ungarische Geschichte neu zu schreiben, um die rechte Zwischenkriegsregierung von Miklós Horthy zu beschönigen“ – wie bitte? – und geht sogar so weit, Imre Nagy einen "unbequemen Helden" zu nennen.

Natürlich ist nichts davon wahr. Und es braucht mehr als nur ein bisschen Mut für einen Auslandskorrespondenten, der offensichtlich wenig über unsere Geschichte weiß, um über die Art und Weise zu urteilen, wie wir der gefallenen Helden der Nation gedenken.....

Foto: infostart.hu