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Die stets faire und ausgewogene Deutsche Welle verwöhnt uns mit weiteren „echten Geschichten“ über Ungarn

Die Elite des deutschen Medienestablishments in Berlin setzt sich leidenschaftlich für den Pluralismus ein, also werden sie dem ungarischen Publikum, ich zitiere, „echte Geschichten“ servieren.

Vor zwei Wochen schrieb ich über die Ankündigung des deutschen Staatssenders Deutsche Welle, ein neues Programm in ungarischer Sprache zu starten.

Warum sollten sie das tun? Weil, so der Intendant der Deutschen Welle, „die Medienvielfalt in Ungarn in Gefahr ist“.

Die Elite des deutschen Medienestablishments in Berlin setzt sich leidenschaftlich für den Pluralismus ein, also werden sie dem ungarischen Publikum, ich zitiere, „echte Geschichten“ servieren.

Möchten Sie einen Blick auf die Art von „echten Geschichten“ werfen, die wir von der Deutschen Welle erwarten können? Schauen Sie sich dieses Beispiel für objektiven, ausgewogenen Journalismus an:

Ein DW-Team kam kürzlich nach Budapest und produzierte eine Geschichte unter dem Titel „Orbáns Nostalgie“ über die Renovierung des Kossuth-Platzes – Budapests Vorzeigeplatz, auf dem das Gebäude des ungarischen Parlaments steht – sowie des historischen Burgviertels von Buda, die beide durch die Orbán-Regierung in Auftrag gegeben wurden.

Diese sind laut der DW-Reporterin ein Beweis für den extremen Nationalismus der Regierung, eine Nostalgie für 1944 und erinnern an eine Ära der Judenverfolgung, was bei den jüdischen Bewohnern Angst schürt.

Ihre Quellen: der oppositionelle Bürgermeister des Budaer Burgviertels, ein Historiker, der für seine Kritik an der Regierung bekannt ist, sowie ein Burgviertelbewohner, den der Bürgermeister und das DW-Team zufällig auf der Straße treffen. Der „zufällige“ Spaziergänger erzählt, wie unglücklich er mit der Gentrifizierung seines Viertels sei, bezieht sich später auf seine Frau, die Jüdin ist, und wie man unmöglich wissen könne, was im Land passiert, dann macht er Andeutungen auf jüdische Bewohner, die in Züge einsteigen.

Lassen Sie für einen Moment die bizarre Ironie beiseite, dass deutsche Staatsmedien nach Budapest kommen, um eine Geschichte zu produzieren, die die ungarische Regierung dafür kritisiert, dass sie nationale Kulturgüter wiederherstellt, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Betrachten Sie stattdessen nur, wie lächerlich schräg diese Berichterstattung ist. Keine Verwendung von Quellen, die die andere Seite der Geschichte darstellen. Keinerlei Erwähnung all dessen, was die Orbán-Regierung getan hat, um den Antisemitismus zu bekämpfen, Hassreden zu bestrafen, in den Schulen Lehrmaterielien zum Thema Holocaust einzuführen und Ungarns jüdische Gemeinde zu unterstützen – siehe hier und hier.

Dies sind harte Fakten, aber sie wären unbequeme Wahrheiten für jene sensationelle Geschichte, die der DW-Reporter unbedingt produzieren wollte.

Wer außer mir freut sich noch auf das ungarischsprachige Angebot der Deutschen Welle?

Photo credit: DW