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Fußball-EM 2016: Der ungarische Fußball lebt wieder!

Was für eine Nacht! Nach 95 Minuten als dominierende Mannschaft, nach zwei wunderschönen, wohlverdienten Toren (und vielen schön gehaltenen Bällen) besiegte die ungarische Fußball-Nationalelf die favorisierten Österreicher 2 zu 0. Durch den Sieg der Außenseiter steht Ungarn nach dem 1:1 Unentschieden zwischen Island und Portugal an der Spitze der Gruppentabelle. Ein jahrzehntelanger Fluch wurde gebrochen.

Eine ganze Generation von Ungarn hatte bisher nicht die Möglichkeit, ihr Nationalteam bei einem großen internationalen Bewerb zu sehen. Das Heimatland des legendären Ferenc Puskás hat seit 1986 an keiner Weltmeisterschaft teilgenommen und sich seit 44 Jahren für keine UEFA-Europameisterschaft qualifiziert.

Trotz der großen Hoffnungen bereiteten sich die ungarischen Fans mit eher moderaten Erwartungen auf das Spiel vor. Die Qualifikation zum Bewerb an sich bedeutete bereits einen bemerkenswerten ersten Schritt zur Wiederbelebung des einst legendären ungarischen Fußballs, und Buchmacher hatten einen klaren österreichischen Sieg erwartet. Oder zumindest ein Unentschieden. Schließlich hatten wir Österreich seit 1965 nicht besiegt – bis gestern Nacht.

Fünfundneunzig Minuten später verließen ein selbstsicheres ungarisches und ein enttäuschtes österreichisches Team das Stadion. Unsere Mannschaft spielte ein beherztes, interessantes, ein professionelles und sorgfältiges Spiel und sicherte sich einen klaren Sieg, seit 1964 den ersten bei einer Endrunde. Hut ab vor Szalai und Stieber für die wunderschönen Tore, vor Király, der das Tor hütete, vor dem ganzen Team für die perfekte Harmonie und Koordination und vor Cheftrainer Bernd Storck für seine Strategie.

Es war ein wahrhaft historischer Sieg.

Im aufgeheizten politischen Klima heutzutage haben einige Pressekanäle die Spieler mit Kritik an der ungarischen Regierung überhäuft, und auch wir gerieten unter Beschuss. Der Sieg des Nationalteams steht jedoch weit über der Politik. Obwohl die Regierung versucht, Kindern und Erwachsenen den Zugang zum Sport zu erleichtern und Ungarns Weltklassefußball wiederzubeleben, trägt der Sieg unserer Mannschaft letzte Nacht eine Bedeutung mit sich, die man nur schwer in Worte fassen kann. Nach Jahrzehnten der erniedrigenden Talfahrt steht Ungarn wieder aufrecht.

Die Europameisterschaft setzt sich fort, und am Samstag treffen wir auf Island. Wir wissen, dass wir bei der EM 2016 auch weiterhin ein Außenseiter sind und hoffen, dass Sie es uns einen Moment lang nachsehen, wenn wir uns diesen wunderbaren Sieg auf der Zunge zergehen lassen.

Gut gemacht, Jungs!

 

Dieser Artikel ist eine Übersetzung des Originals aus dem Englischen, welches hier erschienen ist.