Sehr geehrte Gäste, sehr geehrter Herr Präsident Bach, sehr geehrte Anführer der olympischen Bewegung,
Guten Abend, herzlich willkommen! Es ist mir eine große Freude, dass ich heute hier stehen darf, und ich muss auch gestehen, dass es auch ein wenig eigenartig ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich in Rio de Janeiro in einem kleinen Ungarn stehen werde. Der heutige Tag eignet sich sehr gut, um zu feiern. Sie haben ja gehört, dass heute der Tag des Heiligen Stephan ist, welcher in Ungarn als Nationalfeiertag gilt. An diesem Tag feiern wir unsere Staatsgründung. Das ist der Tag, an dem wir unsere Kraft als Nation feiern, die in unserer tausendjährigen Geschichte liegt, welche nicht immer froh und freudvoll war. Dies ist der Tag, an dem wir vom guten Beispiel des Heiligen Stephan Kraft schöpfen können, damit wir nie die Hoffnung und den Glauben verlieren, dass wir gemeinsam fähig zum Überleben und zum erfolgreichen Gedeihen sind.
Meine Damen und Herren, sehr geehrte Anführer der olympischen Bewegung,
Es ist besonders passend, dass wir den Tag des Heiligen Stephan mit einem Bezug zu den olympischen Spielen feiern. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es schon häufig vor, dass der Kampf für unsere Identität und für unser Überleben nur bei den olympischen Spielen zum Ausdruck gebracht werden konnte. Im Laufe unserer Vergangenheit waren die olympischen Spiele schon oft die Ausdrucksform unseres Nationalstolzes. Häufig waren für uns die olympischen Spiele der Kampfschauplatz, die Bahn des Wettkampfs, wo wir unsere Entschlossenheit zeigen konnten, egal, mit welchen Chancen; der Ort, wo wir unseren Blick auf unsere stolz und hoch wehende Nationalflagge richten konnten. Genau deshalb feiern wir jetzt am Tag des Heiligen Stephan hier in Rio die Gründung des ungarischen Staates zur selben Zeit, in der auch die olympische Bewegung selbst ihre neuen Grundlagen festlegt – Um mundo novo, das heißt die Grundlagen einer neuen Welt. Und dies ist das neue Zeitalter, in dem wir Ungarn – die wir auch selbst zu den Gründern der olympischen Bewegung gehören – das Gefühl haben dürfen, dass wir unser Talent, unseren Mut, unsere Entschlossenheit und die Schönheit unserer Nation vor aller Welt zeigen können.
Und das ist der Grund, warum sich Budapest für die Ausrichtung der olympischen Spiele 2024 bewirbt – mit dem richtigen Ort, dem richtigen Konzept, zur richtigen Zeit.
Die richtige Stadt; denn wir können dadurch die Grundlagen eines neuen Budapests im 21. Jahrhundert festsetzen. Die Investitionen in Form von neuen Straßen, Eisenbahn- und U-Bahn-Verbindungen, neuen Grünflächen, neuen Sport- und Kulturgebäuden, neuen Brücken entlang der Donau, neuen Wohnmöglichkeiten und Arbeitsplätzen können die Grundlagen einer Stadt des 21. Jahrhunderts sein, die mit den langfristigen Entwicklungsplänen der Hauptstadt perfekt harmonisieren. Ich spreche von der Ausrichtung der olympischen Spiele einer Stadt, die gleichzeitig die olympischen Spiele eines ganzen Landes, einer ganzen Nation bedeuten; von der Ausrichtung olympischer Spiele, deren Sportereignisse von 90 Prozent unserer Bevölkerung innerhalb von 90 Minuten erreicht werden können.
Das richtige Konzept; denn die olympischen Spiele von Budapest ermöglichen es gleichzeitig auch der olympischen Bewegung, ihr neues Fundament zu legen. Ein Fundament, welches auf die ersten mitteleuropäischen olympischen Spiele aufbaut. Ein Fundament, das von jenen olympischen Spielen genährt wird, die den olympischen Sport auch den mittelgroßen Städten mit einem mittelgroßen Budget wieder ermöglichen. Jene olympischen Spiele, die weltweit alle mittelgroßen Städte ermutigen, welche es sich noch trauen, von der Ausrichtung der olympischen Spiele zu träumen, die aber auch über die entsprechende Disziplin verfügen, um dies zu realisieren. Das richtige Konzept ist es auch deshalb, weil diese physischen Grundlagen ein wirklich kompaktes olympisches Erlebnis ermöglichen, das für alle erreichbar ist, wodurch die Stadt Budapest zu einem großen olympischen Park wird, zu einem Sportfestival, das die ganze Stadt bewegt. Die Ereignisse können in zwei Zonen und an 27 Schauplätzen stattfinden, die vom Stadtzentrum gesehen innerhalb von sechs Kilometern erreichbar sind. Wir planen die Realisierung von gut erreichbaren und bezahlbaren olympischen Spielen, die eine Antwort auf Thomas Bachs Ausschreibung sind. Wir reden von einer Bewerbung, die im Einklang mit den Plänen von Agenda 2020 ist.
Und auch die Zeit ist die richtige, denn dieses Fundament wird in einer Stadt gelegt, die erst jetzt, drei Jahrzehnte nach dem Abwerfen der Ketten der Willkürherrschaft dazu bereit ist, bei den olympischen Spielen Gastgeber für die ganze Welt zu werden. Wie Barcelona, so meldet sich jetzt auch Budapest an; mit den olympischen Spielen in der richtigen Stadt, mit dem richtigen Konzept, zur richtigen Zeit.
Und bevor ich zum Ende meiner Rede komme, möchte ich dem brasilianischen Volk und der olympischen Bewegung meine Anerkennung aussprechen, dass sie sich den Glauben und die Entschlossenheit bewahrten, die olympischen Spiele nach Südamerika, in die neue Welt zu holen und die neuen Grundlagen für die olympische Bewegung des 21. Jahrhunderts hier legten. Gratulation an Brasilien, an die Stadt Rio de Janiero und an die stolze Bevölkerung des Landes.
Schließlich möchte ich ein paar Worte an Herrn Thomas Bach richten, der ein inspirierender Anführer ist, dessen Arbeit sogar noch komplexer und schwieriger ist als meine; ein Mensch, den ich stolz meinen Freund nennen darf. Lieber Thomas, es ist mir eine große Freude, dass du dich uns heute an unserem Nationalfeiertag hier in Rio angeschlossen hast. Der Sport war es vor zwei Jahren, der uns zum ersten Mal, ebenfalls hier in Rio, zusammenbrachte. Und ich möchte auch weiterhin denken, dass in Zukunft ebenfalls der Sport den Weg bahnen wird, auf dem wir die Pfade unserer Freundschaft weiter bahnen können.
Herzlich willkommen im Ungarischen Haus! Und ich danke ihnen, dass sie an diesem außerordentlichen, besonderen Tag hier in Rio zusammen mit uns feiern. Dies ist für uns eine große Ehre. Danke, dass sie mit uns hier sind!